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Was ist Dooring und wie schützt du dich vor Dooring-Unfällen?
Der Begriff Dooring steht für Fahrradunfälle beim Autotüröffnen. In diesem Artikel findest du Tipps, wie du solche gefährlichen Zusammenstöße vermeiden kannst!
Ein Moment der Unachtsamkeit kann gravierende Folgen haben: Auch in Wien und anderen Großstädten kommt es immer wieder zu lebensgefährlichen Dooring-Unfällen. Gerade in dicht bebauten Stadtteilen sind Radfahrende oft gezwungen, sehr nah an parkenden Autos vorbeizufahren. Wenn du viel pendelst, wirst du sicher selbst schon in brenzlige Dooring-Situationen gekommen sein. Besonders schwerwiegend sind oft Schäden bei Unfällen mit Lastenrädern, wie unser Beitrag zu den gefährdeten Cargobikes zeigt. Wir haben nachfolgend Tipps für dich, wie du dich auf dem Rad vor Dooring schützten kannst. Außerdem erfährst du, wie du durch sicherheitsbewusstes Verhalten im Auto Radfahrer vor solchen Unfällen bewahrst.
Was ist Dooring?
Als Dooring werden Verkehrsunfälle bezeichnet, bei denen Radfahrende mit einer geöffneten Autotür zusammenstoßen. Oft führt das überraschende Öffnen der Tür (im Englischen „door“) beim Aussteigen zum Sturz vom Rad. Das kann überall passieren. Besonders häufig werden Dooring-Unfälle durch neben dem Radweg parkende Autos verursacht. Nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) waren 2024 allein in Berlin 435 Radunfälle auf Dooring zurückzuführen. Damit ist es die „dritthäufigste Unfallursache gegenüber Radfahrenden“ in der Bundeshauptstadt. Auch Beinahezusammenstöße fallen unter die Kategorie „Dooring“. Wie der Deutsche Verkehrsrat (DVR) mitteilt, war jeder zweite Radfahrer schon einmal in eine solche Gefahrensituation. Hier kannst du dich umfassend zur amtlichen Statistik von Radunfällen informieren. Damit es gar nicht erst zu Unfällen kommt, braucht es zuerst ein Problembewusstsein: Was ist Dooring? Warum kann das Öffnen von Autotüren so riskant sein? Und was können wir alle dagegen tun?
Dooring-Unfälle – warum sie so gefährlich sind
Beim Zusammenstoß mit einem Auto zieht das Fahrrad immer den Kürzeren. Wer ohne Gurt, Airbag und Knautschzone im Sattel sitzt, ist nicht nur bei Dooring-Unfällen hochgradig gefährdet. Aber gerade der Aufprall auf eine plötzlich aufgehende Autotür kann besonders hart ausfallen. Weil sich Dooring meist nicht vorhersehen lässt, saust das Rad ungebremst ins Hindernis. Bei voller Fahrt heißt das: absolute Sturzgefahr auf den Asphalt und womöglich über den Türrahmen nach vorn. Das Ergebnis sind fast immer Prellungen und Schürfwunden, aber auch Frakturen. Wenn ein Sturz so unglücklich abläuft wie bei Wanda Pardelwitz, kann er sogar tödlich sein. Eine Studie der Universität Bern listet nach Dooring-Unfällen Verletzungen wie Schulter-, Gesichts- und Knieprellungen, tiefe Wunden im Oberarm, Riss-Quetsch-Wunden und Schädel-Hirn-Traumata auf. Gerade Senioren auf dem Fahrrad sind gefährdet.
Schutz vor Dooring – Tipps für Rad- und Autofahrende
Dooring-Unfälle sind kein Schicksal. Zusammenstöße mit Autotüren lassen sich vermeiden, wenn Autofahrer sich an einfache Regeln halten. Aber auch auf dem Rad kannst du dich gezielt vor Dooring schützen.
Einfach, aber wirksam: der Hollandgriff
Der „holländische Griff“ gehört in den Niederlanden zum Alltag beim Autofahren. Und der geht so: Du öffnest eine Autotür immer mit der entfernteren Hand. Wenn du am Lenkrad sitzt, geht also die rechte Hand zur Fahrertür und auf dem Beifahrersitz die linke. Gleiches gilt für die hinten im Auto mitfahrenden. Diese ungewöhnliche Bewegung zwingt dich automatisch zu einer Drehung des Oberkörpers und damit zum Schulterblick. Die Tür wird dabei langsam geöffnet. So wirst du heransausende Räder rechtzeitig erkennen. In den Niederlanden wurde dieser Sicherheitsgriff bereits in den 1970er Jahren entwickelt, weil es im Fahrradland zu mehreren schlimmen Dooring-Unfällen gekommen war. Mit dem berühmten Hollandrad hat der Hollandgriff aber nichts zu tun.
Abstand halten beim Radfahren
Um dich auf dem Rad vor Dooring-Unfällen zu schützen, fährst du am besten mit mindestens einem Meter Sicherheitsabstand zu den parkenden Autos. So kann dir nichts passieren, sollten Beifahrer unachtsam die Tür nach öffnen. Ein Meter Abstand liegt über dem Schwenkbereich vieler Autotüren (ca. 75 cm) und bringt dich damit aus der gefährlichen Dooring-Zone. Der ADFC weist darauf hin, dass das StVO-Rechtsfahrgebot auch nur so weit gilt, dass sich Radfahrende nicht selbst in Gefahr bringen. Er nennt als Richtmaß den Straßenbereich, auf den die rechten Räder der Kraftfahrzeuge laufen. Du erkennst ihn an der dort meist leicht eingedrückten Spur im Asphalt. Unabhängig vom Dooring-Schutz – ein Fahrradhelm ist immer eine gute Entscheidung für mehr Sicherheit auf dem Rad. Ein zusätzliches Risiko ist das Fahren im Dunkeln. Unser Artikel verrät dir, wie du auch nachts sicher unterwegs bist. Und natürlich muss ein Fahrrad auch verkehrssicher sein, um Unfälle zu vermeiden.
Vorausschauend fahren und Spiegel nutzen
Du bist gut beraten, wenn du an parkenden Autos nicht kompromisslos mit Full Speed vorbeirauschst. Das gilt besonders für die schnelleren E-Bikes. Vorausschauendes Fahren schenkt dir im Fall des Falles wertvolle Zeit zum Reagieren. Du bist bremsbereit und hast deine Geschwindigkeit der Verkehrssituation angepasst. Wer im Auto sitzt, sollte vor dem Aussteigen auch mit Hollandgriff lieber einmal zu oft als zu wenig in den Spiegel schauen.
Sich an die Regeln halten
Das Einhalten von Verkehrsregeln sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Dooring wird zwar fast immer von Autofahrern verursacht. Dennoch sollten Radfahrende genau wissen, was im Verkehr erlaubt ist und was nicht. So sorgt bei vielen das Thema Kopfhörer und Handy auf dem Fahrrad für Unsicherheit. Und was passiert, wenn du einen Radweg nicht benutzt oder in die falsche Richtung fährst? Unser Ratgeber zum Bußgeldkatalog nach StVO verschafft dir Klarheit.
Tipps für Autofahrende
Für Autofahrer gilt vor dem Aussteigen: Blick in den Spiegel. Zweiter Blick über die Schulter. Langsames Öffnen der Tür mit dem Hollandgriff. Und während der Fahrt? Viele Radfahrende klagen darüber, dass sie beim Abstandhalten zur Dooring-Zone vom nachfahrenden Autoverkehr gedrängelt werden. Der eingehaltene Mindestabstand darf aber kein Anlass für dichtes Auffahren und Hupkonzerte sein. Hier ist Verständnis für das Sicherheitsbedürfnis von Radlern gefragt. Im Auto solltest du dich deshalb innerorts an die geforderten 1,50 Meter Überholabstand halten.
Neue Technologien: Türwarnsysteme als Dooring-Schutz
In den letzten Jahren haben viele Autohersteller smarte Türwarnsysteme entwickelt, um Dooring-Unfälle zu verhindern. Moderne Fahrzeuge erkennen über Sensoren, wenn sich Radfahrende oder E-Scooter von hinten nähern. Bevor die Tür geöffnet wird, warnen sie die Insassen durch akustische oder visuelle Signale, bei einigen Modellen blockiert das System sogar kurz die Verriegelung der Tür. Viele Hersteller bieten solche Features inzwischen in vielen Modellen an. Auch Nachrüstlösungen für ältere Autos kommen auf den Markt, etwa als einfache LED-Warnleiste am Türrahmen. Die Politik arbeitet aktuell an einer Verpflichtung für solche Türwarnsysteme, was allerdings noch einige Zeit dauern wird, da eine internationale Regelung nötig ist.
Wichtig: Türwarnsysteme sind hilfreiche Assistenten, ersetzen aber keine eigene Aufmerksamkeit. Sie sind vor allem sinnvoll, wenn Beifahrende oder Kinder im Auto mitfahren, die den Fahrradverkehr oft schwer einschätzen können. Achte trotzdem immer auf den Schulterblick und gewöhne dir den Hollandgriff an – Technik und Achtsamkeit ergänzen sich am besten. Also: Persönliche Kontrolle ist besser!
Unser Tipp
Dooring-Unfälle können dein Bike hochgradig beschädigen. Mit einer passenden Fahrradversicherung von linexo beugst du allen Eventualitäten vor. Und wenn du die linexo App nutzt, kannst du im Schadensfall sofort unseren Pick-Up-Service rufen und bleibst mobil.
Dooring Fahrrad – welche Rolle die Infrastruktur spielt
Aber wenn der Radweg einfach zu schmal für den nötigen Sicherheitsabstand ist? Damit sind wir mitten im Problem: Dooring & Fahrrad – das ist auch eine Frage der fahrradfreundlichen Infrastruktur. Verbände und Verkehrspolitiker fordern deshalb eine Dooring-Prävention, die mit dem Fahrweg beginnt. Der ADFC nennt es den Schutz durch eine fehlerverzeihende Radinfrastruktur. Die Grundlagen sind zumeist in den Mobilitätsgesetzen der Bundesländer verankert. Zu den wichtigsten Forderungen gehören baulich von den Parkzonen abgetrennte Radwege sowie größere Abstände. Auch generell ein Rückbau der Parkplätze im öffentlichen Raum zugunsten von Parkhäusern wird gefordert. Im Ranking der fahrradfreundlichsten Städte spielt es deshalb auch eine Rolle, ob und wie eine Autotür für Radfahrende gefahrlos geöffnet werden kann.
Dooring lässt sich vermeiden – wir alle sind gefragt
Dooring-Unfälle gehören leider zur traurigen Realität im deutschen Radverkehr. Aber nur ein Handgriff kann Menschenleben retten und schwere Verletzungen vermeiden: Mit dem Hollandgriff sehen aussteigende Autofahrer rechtzeitig ein herannahendes Fahrrad. Wenn Radfahrende außerdem mit einem Meter Sicherheitsabstand zu den Autos am Straßenrand fahren, kann nichts passieren. Hier sind wir alle gefordert. Denn Dooring-Prävention bedeutet letztlich mehr Achtsamkeit im täglichen Miteinander auf unseren Straßen.
Häufige Fragen zum Dooring
Was ist ein Dooring-Unfall?
Ein Dooring-Unfall passiert, wenn Radfahrende mit einer plötzlich geöffneten Autotür zusammenstoßen – meistens, weil Autofahrende oder Mitfahrende beim Aussteigen nicht auf den Radverkehr achten.
Wie viel Abstand sollten Radfahrende zu parkenden Autos halten?
Am besten hältst du mindestens einen Meter Abstand zu parkenden Autos. So bleibst du außerhalb der sogenannten Dooring-Zone, also dem Bereich, den eine sich öffnende Autotür abdeckt.
Wie kann ich mich als Autofahrer vor Dooring-Unfällen schützen?
Nutze beim Aussteigen immer den Hollandgriff – öffne die Tür mit der entfernteren Hand. Das zwingt dich automatisch zum Schulterblick, damit du herannahende Räder rechtzeitig siehst.
Welche neuen Technologien helfen gegen Dooring?
Moderne Autos bieten Türwarnsysteme, die Radfahrende und E-Scooter per Sensor erkennen und mit akustischen oder visuellen Signalen vor dem Öffnen der Tür warnen. Diese Technik ersetzt aber nicht die eigene Aufmerksamkeit.
Wer haftet bei einem Dooring-Unfall?
In der Regel haftet die Person, die die Autotür geöffnet und dadurch einen Unfall verursacht hat. Trotzdem sollten auch Radfahrende vorausschauend fahren und den empfohlenen Abstand einhalten.





